Unter Centralia brennt seit 61 Jahren die Erde (2024)

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Brennt seit 1962: Wie ein unterirdisches Feuer aus Centralia eine Geisterstadt machte

Tiefe Risse im Asphalt, Rauchschwaden steigen aus dem Boden, so gut wie keine Gebäude: Dass Centralia mal eine florierende Kleinstadt war, ist kaum zu glauben. Dabei sind die guten Zeiten gar nicht so lange her.

von
Fee Anabelle Riebeling

Darum gehts

  • Im US-Bundesstaat Pennsylvania brennt seit dem Jahr 1962 ein unterirdisches Feuer.

  • Dieses hat auch oberirdische und tragische Auswirkungen.

  • Diese führten zur Aufgabe einer bis zum Ausbruch des Feuers florierenden Kleinstadt namens Centralia.

  • Weil giftige Gase, Hitze und sich plötzlich auftuende Erdlöcher eine Gefahr für die Einwohnerinnen und Einwohner darstellten, wurden sie umgesiedelt.

  • Nur eine Handvoll Personen widersetzte sich der behördlichen Weisung vor Gericht.

Geschäftig – so wird das Leben in Centralia vor einem Jahrhundert noch beschrieben: Über 1200 Menschen lebten und arbeiteten damals hier. Es gab zahlreiche Geschäfte und Möglichkeiten, sich die Zeit zu vertreiben. Die meisten Einwohnerinnen und Einwohner hatten mit dem Bergbau zu tun, dem die Stadt im US-Bundesstaat Pennsylvania so Vieles zu verdanken hatte – selbst ihre Existenz. Denn Centralia wurde in den 1850er-Jahren gegründet, weil der Untergrund reich an Anthrazitkohle war. Bis ins Jahr 1890 lebten hier sogar über 2700 Menschen.

Doch daran erinnert heute nichts mehr. Die Strassen sind leer, Menschen trifft man hier kaum noch an und selbst Häuser gibt es nur noch rund fünf. Dafür klaffen im Asphalt vielerorts breite Risse. An manchen Stellen steigt Rauch aus der Erde. An einigen Stellen stehen Warntafeln, die vom Weitergehen abraten (siehe Bildstrecke oben). Es drohe Gefahr für Leib und Leben. Doch warum – und wie konnte es so weit kommen?

Eine Katastrophe und verschiedene Theorien zu ihrer Ursache

Schuld an der Wandlung Centralias von einer florierenden Kleinstadt zu einer kaum noch existierenden Geisterstadtist ein bis heute nicht endgültig geklärter Vorfall am 27. Mai 1962. Damals brach unterhalb der Stadt ein Kohlebrand aus, der trotz aller Löschversuche bis heute andauert.

Der gängigsten Theorie nach wurde er durch «Aufräumarbeiten» in der städtischen Mülldeponie von Mitarbeitern der Freiwilligen Feuerwehr ausgelöst. «Ihre Methode bestand darin, die Halde in Brand zu setzen», schreibt David DeKok im Buch «Fire Underground». Diese befand sich jedoch in einem stillgelegten Tagebau, der anders als gedacht nicht mit einer Tonschicht gegen die aktiven Kohleflöze abgedichtet war. Deshalb breitete sich das Feuer auch auf diese aus – und liess sich nicht mehr stoppen.

Weitere Theorien zur Brandursache

Rauchschwaden, heisser Kraftstoff und Gesundheitsprobleme

Allen Löschversuchen zum Trotz breitete sich der Schwelbrand auf die Stollen unter den Strassen der Stadt aus. Zunächst mussten die Minen wegen gefährlicher Kohlenmonoxidwerte geschlossen werden. Dann wurde der Boden unter der Kleinstadt immer heisser und Rauch quoll aus Erdlöchern. Sieben Jahre nach Ausbruch des Kohlebrandes zogen die ersten Einwohnerinnen und Einwohner aus Centralia weg.

Den meisten Menschen wurde laut Medienberichten jedoch erst im Jahr 1979 bewusst, wie schlecht es um ihre Stadt stand: Damals soll der Tankwart John Coddington bemerkt haben, dass die Temperatur in seinen unterirdischen Kraftstofftanks 172 Fahrenheit, rund 78 Grad Celsius, betrug. Im Jahr darauf häuften sich schliesslich Meldungen über gesundheitliche Probleme. Anfang 1981 stürzte ein zwölfjähriger Junge in ein plötzliches, durch das Feuer entstandenes Erdloch und entging nur knapp dem Tod. Auch Gräber sollen so verschwunden sein.

So wurde versucht, das Feuer zu löschen

Aufgabe von Centralia war Behördenentschluss

Nach diesen beunruhigenden Vorfällen begann die Regierung, Grundstücke in Centralia zu enteignen, die Bewohner umzusiedeln und die Gebäude einzureissen. Ein erneuter Versuch, das Feuer zu löschen, hätte Hunderte Millionen Dollar gekostet. Die Einwohnerzahl sank in der Folge von 1017 im Jahr 1980 auf 21 im Jahr 2000, wie Slate.com schreibt. Im Jahr 2002 verlor Centralia schliesslich seine Postleitzahl.

Nach einem jahrelangen Rechtsstreit ist es heute nur noch – je nach Quelle – sieben oder acht Personen gestattet, dort zu leben. Sie dürfen ihre Häuser aber weder weitervererben noch verkaufen. Wie Travelbook.de unter Berufung auf Worldpopulationreview.com schreibt, ist die Bevölkerung in den letzten Jahren aber wieder gewachsen, auf nunmehr 15 Personen.

Das Feuer unter Centralia brennt unterdessen weiter. Nach Angaben des nationalen Umweltschutzministeriums könnte das Feuer noch ein weiteres Jahrhundert lang brennen, wenn es nicht unter Kontrolle gebracht wird. «Es zu löschen», sagte der Geologe Steven Jones gegenüber Smithsonianmag.com, «ist ein unmöglicher Traum.»

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